Self-Help Organisation Magnesiumhilfe
Poster, November 2008
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Poster zur 24. Jahrestagung der Gesellschaft für Mineralstoffe und Spurenelemente, 13.-15. November 2008, Berlin, Deutschland

Individuelle Magnesium-Zielwerte bei genetisch-bedingtem Magnesium-Mangel

D.-H. Liebscher (Berlin), D.-E. Liebscher (Potsdam)

Selbsthilfeorganisation Mineralimbalancen e.V. - Schwerpunkt Magnesiummangel
Karl-Marx-Allee 3 (Haus der Gesundheit), D-10178 Berlin
http://www.magnesiumhilfe.de/

Poster, November 2008

Magnesiummangel wird in Deutschland kaum diagnostiziert, häufig fehlbeurteilt und schließlich nicht kausal therapiert. So ist durch Falschbehandlung die Patientensicherheit bei Mg-Mangel-Betroffenen in Gefahr, es besteht ein Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen.

Wegen des sehr guten Nutzen-Risiko-Verhältnisses und der niedrigen Kosten bei oraler Mg-Substitution muss der Mg-Aufdosierung und der Orientierung auf Zielwerte Vorrang gegeben werden.

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Problem

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Magnesiummangel wird in Deutschland kaum diagnostiziert, häufig fehlbeurteilt und schließlich nicht kausal therapiert. So ist durch Falschbehandlung die Patientensicherheit bei Mg-Mangel-Betroffenen in Gefahr, es besteht ein Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen.

Ursachen

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Trotz entsprechender klinischer Symptomatik wird Mg-Mangel zu selten differentialdiagnostisch in Betracht gezogen und Mg-Bestimmungen kaum durchgeführt, falls aber doch, werden die Ergebnisse falsch bewertet und Mg-Mangel-Patienten nicht erkannt (Liebscher&Liebscher 2004)

Bisher zu wenig berücksichtigt:

  1. Klinische Symptomatik des Mg-Mangels (Classen et al. 1986, Durlach 1992, Gärtner 2003, Seelig&Rosanoff 2003, Gerok et al. 2007, Rükgauer 2008)
    • Neuromuskuläre Übererregbarkeit (Tremor, gesteigerte Sehnenreflexe, Muskelzuckungen, Tetanie, Krämpfe, Schmerzen, Verspannungen, Unruhe, Zittern, Schwindelgefühl, Reizbarkeit, Depressionen)
    • Gastrointestinale Beschwerden (Spasmen, Diarrhoe, Obstipation, Bauchschmerzen)
    • Kardiale Beschwerden (Tachykardie, Arrhythmie, Kammerflimmern, Extrasystolen, im EKG: QT-Verlängerung)
    • Neurovegetative und psychosomatische Symptomatik
  2. Angeborene Mg-Verlusterkrankungen, d.h. genetisch-bedingter Mg-Mangel. Mehrere Gene und Genprodukte einschließlich Polymorphismen wurden identifiziert (Konrad&Weber 2002, Schlingmann et al. 2007, Alexander et al. 2008, Cao et al. 2008, Naderi&Reilly 2008)
    • Intestinale Mg-Absorptionsstörungen
    • Renale Rückresorptionsstörungen)
  3. Mg-Mangel als Risikofaktor für viele Folgeerkrankungen: Arrhythmien, Asthma, Ataxie, ADHS, CFS, kardiovaskuläre Erkrankungen (Arteriosklerose, Angina pectoris, Myokardinfarkt, Bluthochdruck), neurovaskuläre Erkrankungen (Schlaganfall, Kopfschmerz, Migräne, Verwirrtheit, Depression), Diabetes mellitus, Epilepsie, Osteoporose, Parkinsonismus, Präeklampsie, Stress-abhängige Erkrankungen, Lärmempfindlichkeit und Tinnitus, Muskelschwäche, Hypokalzämie, Hypokalämie (Durlach 1992, Rude 1998, Seelig&Rosanoff 2003, Classen et al. 2004, Gums 2004).
  4. Möglicher genetisch-bedingter Mg-Mangel mit Substitutionserfordernis (MMS: Magnesiummangelsymptomatik)

Zunehmendes Risiko

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Zunehmendes Risiko unterhalb 0.9 mmol/l Mg im Serum, nach Daten von Guerrero-Romero et al. 2008

Zunehmendes Risiko unterhalb 0.9 mmol/l Mg im Serum

Häufigkeit von Magnesiummangel

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Häufigkeit Probanden Kriterium Mg i.S. Symptome Autoren
10% internist. Praxis <0,8 mmol/l MMS v.Ehrlich 1997
14,5% dt. Bevölkerung <0,76 mmol/l Schimatscheck&Rempis 2001
15-20% europ. Bevölkerung Schätzung Latente Tetanie Bobkowski et al. 2005

Lösung

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Diese Zusammenhänge (a-d) sind bei der Interpretation der Serumwerte zu berücksichtigen. Für Patienten mit klinischen Mg-Mangel-Symptomen und/oder mit Risiken für Folgeerkrankungen wird deshalb die Einführung eines Zielwertes (>0,9 mmol/L Mg i.S.) gefordert (vergleichbar mit geltenden Zielwerten für Lipide, Glucose und Blutdruck bei Fettstoffwechselstörungen, Diabetes bzw. Bluthochdruck). Entscheidend für die Therapie ist das Erreichen der Symptomenfreiheit oder -armut bzw. Risikominderung bei entsprechender oraler Mg-Aufdosierung.

Begründung

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  1. Bei symptomatischen Patienten müssen Symptomatik und Anamnese (einschließlich der Familienanamnese) an erster Stelle stehen. Der Mg-Serumwert kann dieser Diagnose auch dann nicht widersprechen, wenn sich der Wert innerhalb des Referenzbereiches (0,73-1,06 mmol/l i.S.; Rükgauer 2008), aber unterhalb des Zielwertes von 0,9 mmol/l Mg i.S. befindet. Das ergibt sich aus den Kasuistiken zahlreicher Mg-Mangel-Patienten (Liebscher&Liebscher 2001). In Einzelfällen kann der individuell erforderliche Zielwert sogar größer als 0,9 mmol/l Mg im Serum betragen.
  2. Die Ansicht, ein schwerwiegender Mg-Mangel sei erst bei < 0,5 mmol/l Mg i.S. zu erwarten (Rükgauer 2008), widerspricht der bekannten Tatsache, dass in % der Fälle trotz Mg i.S. im Normbereich ein intrazellulärer Mg-Mangel vorkommt (Kisters 1998, Vormann 1999). Im Zweifel ist deshalb eine zusätzliche Mg-Bestimmung in den Erythrozyten erforderlich.
  3. Zahlreiche epidemiologische Studien haben gezeigt, dass selbst Probanden unterhalb eines Zielwertes im Bereich von 0,8-0,9 mmol/l im Vergleich mit Probanden oberhalb eines Zielwertes im Bereich von 0,8-0,9 mmol/l Mg i.S. ein erhöhtes Risiko für verschiedene Folgeerkrankungen wie Arteriosklerose (Liao et al. 1998), Hypertonie (Peacock et al. 1999, Kisters et al. 2006), Diabetes (Barbagallo et al. 2007, Guerrero-Romero et al. 2008) und Herzrhythmusstörungen (Tsuji et al. 1994, Spätling et al. 2000) tragen.
  4. Bei genetisch-bedingtem Mg-Mangel beträgt die erforderliche tägliche orale Mg-Substitutionsmenge weit mehr als 300 mg Mg (600-1800 mg, in Einzelfällen darüber hinaus, vgl. Fehlinger 1990, Liebscher und Liebscher 2001, Liebscher 2003), in seltenen Fällen bis 20.000 mg (Classen et al. 2004). In Einzelfällen reicht die orale Mg-Substitution nicht aus, um den erforderlichen Mg-Spiegel von > 0,9 mmol/L Mg i.S. zu erreichen. In diesen Fällen muss Mg infundiert werden, zum Teil mit Hilfe einer Mg-Pumpe als Dauerlösung (Aries et al. 2000).
  5. Unter Berücksichtigung des sehr guten Nutzen-Risiko-Verhältnisses und der vergleichsweise niedrigen Kosten bei oraler Mg-Substitution und gleichzeitiger Einsparung von nicht erforderlichen anderen Arzneimitteln (Liebscher&Liebscher 2006) sollte der Mg-Aufdosierung und der Orientierung auf Zielwerte Vorrang gegeben werden.

Literatur

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