http://magnesiumhilfe.de/cases/case-1936-wl.php, version of: March 12, 2006. |
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Erfahrungsbericht von W. L., geb. 1936Mit 16 Jahren bekam ich meine ersten kleinen Anfälle: Druck auf den Hals, Atemnot, Angst, daraufhin schneller geatmet, in der Folge "Einschlafen" (Kribbeln) in Händen und Gesicht. Überatmung (Hyperventilation). Ich litt an Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. Die Diagnosen lauteten damals: "Ich würde das Gas in der Wohnung nicht vertragen", psychisch bedingt, entwicklungsbedingt ("wenn ich heirate, ist alles wieder weg"). Die Anfälle wurden häufiger. Ich war immer sehr unkonzentriert. 1953 begann ich meine Lehre als Chemielaborantin. Die Ausbildung machte mir großen Spaß und ich hatte gute Lernerfolge. Leider verstärkten sich die Anfälle. Es kam zu Verkrampfungen der Arme und Beine und zu Muskelzuckungen (2-3x / Woche). Weil ich mich schämte, bin ich in die Garderobe gegangen oder habe mich auf der Toilette eingeschlossen. Ich litt oft an Kopf- und Rückenschmerzen sowie an Verdauungsproblemen. Schließlich hatte ich mich an meine kleinen Anfälle gewöhnt, vorübergehend traten sie auch nicht mehr so häufig auf. Zum Arzt ging ich deshalb nicht mehr. 1958 begann ich eine zusätzliche Ausbildung als CTA (auch sonnabends und spätabends); jetzt kamen die Anfälle wieder öfter. Ich fühlte mich ständig krank und hatte Luftmangel. Ich wollte aber nicht aufgeben. Ich hatte keinen Arzt, zu dem ich damit gehen konnte. 1961 heiratete ich und wurde danach schwanger. Mir war immer schlecht und ich hatte keinen Appetit. Im dritten Monat bekam ich Blutungen, mußte lange im Bett liegen und bekam Spritzen (Vitamin E ?). Das wiederholte sich immer wieder, so daß ich den Rest der Schwangerschaft zu Hause liegen mußte. In dieser Zeit war ich immer schlapp und müde. Die Fragen in der Abschlußprüfung im Juni 1961 hörte ich wie von weither und antwortete wie im Traum. Im Dezember 1961 kam mein Sohn mit 14-tägiger Verspätung zur Welt (8 Pfund; Dammschnitt, 18 Stunden Geburtsverlauf). Ich war völlig erschöpft und mein Sohn blau angelaufen. Ich bekam Fieber, Blutsturz. Das Baby war nervös und schrie viel. Als ich zu Neujahr entlassen wurde, hätte ich ohne Hilfe die Aufgaben nicht meistern können. Ich mußte mich lange schonen. 1966 nahm ich wieder mein Arbeitsverhälnis auf. Ich mußte mich in einem anderen Institut in ein völlig neues Gebiet einarbeiten. Die Arbeit machte mir aber viel Freude und ich hatte ein nettes Team. Mein Sohn hatte aber eine große Abneigung zum Kindergarten. Das belastete mich psychisch sehr. Er wurde häufig krank und ich mußte zu Hause bleiben. Ich war sehr angespannt, ständig verkrampft, hatte oft Anfälle, Rücken- und Kopfschmerzen. Ein HNO-Arzt schickte mich zum Orthopäden: abgenutzte Wirbelsäule, 3 eingedrückte Wirbelkörper, Korsett verschrieben, Zinkleimverbände um die Beine. Der Kinderarzt riet mir, wegen meines Sohnes zu Hause zu bleiben. Ich war froh, denn ich hatte das Gefühl, es nicht mehr lange durchzuhalten. Ich begann eine orthopädische Behandlung. Die Kopf- und Rückenschmerzen wurden besser, aber die Verkrampfungen (Beine, Arme, Hände, Rippen, Bauch) und die Muskelzuckungen blieben. Außerdem hatte ich immer Probleme mit der Verdauung. Im Februar 1968 erkrankte meine Pflegemutter an Krebs. Sie wurde bettlägerig. Anfangs pflegte ich sie in ihrem Häuschen und pendelte hin und her. Anschließend mußte sie ins Krankenhaus, wo ich sie zweimal täglich besuchte. In dieser Zeit hatte ich schwere Anfälle. Der ganze Körper war verkrampft und ich hatte Luftnot. Ich hatte Angst zu ersticken und konnte nicht sprechen. Im Juli 1968 verstarb meine Pflegemutter, was mich zusätzlich belastete. Die Diagnose der Ärzte lautete zu meinen Beschwerden lediglich: psychisch bedingt. Im Mai 1969 begann ich verkürzt zu arbeiten. Bereits in der Einarbeitungszeit bemerkte ich, daß ich mich nur schlecht konzentrieren konnte, ich ermüdete schnell, war nervös und vergeßlich. Nach kurzer Zeit bekam ich eine Allergie mit starkem Juckreiz. Meine Anfälle traten in erwähnter Form immer wieder auf. Ich bekam sie überall: in der Bahn, beim Einkauf oder am Arbeitsplatz. Als ich wieder einmal völlig verkrampft im Aufenthaltsraum lag, holten die Mitarbeiter die Betriebsärztin, diese meinte: "Die Frau ist hysterisch, schütten sie ihr einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht." Ich fühlte mich verloren und hilflos und es war mir peinlich. Danach versuchte ich, wenn ich einen kommenden Anfall spürte, rechtzeitig zur Toilette zu kommen und abzuwarten bis der Anfall verging oder bis ein Schlosser mich von der Toilette holte und mich in den Ruheraum schleppte. 1973 fing eine neue Betriebsärztin an. Sie war empört über die Diagnose der Vorgängerin. Sie schickte mich in die Charite zu (damals Assistenzarzt) Dr. Fehlinger. Seine Anamnese: Seit dem 16. Lebensjahr zunehmend vegetatives Beschwerdebild mit Angstzuständen und anfallsartiger Zuspitzung bei seelischen Erregungszuständen. Neurologischer Befund: Ausgeprägte vegetative Stigmata, ansonsten intakter Status; Röntgenbefund altersgerecht. Später wurde nachgetragen: Ca bis 4,3 mval/l und Mg bis 1,3 mval erniedrigt. Psychologischer Befund: Neurotische Persönlichkeitsstruktur, neurotische Fehlentwicklung bei ausgeprägten depressiven Zügen und Psycholabilität. Therapie: Ambulantes autogenes Training; später wurde nachgetragen: Medikamente: hochdosiertes Mg, Vitamin B6, Faustan u.a. 1974 wurde ich wieder schwanger. Es ging mir sehr schlecht: kein Appetit, Übelkeit, schlapp, müde, schwindelig, Angst. Bald bekam ich wieder Blutungen. In der Schwangerschaftsberatung meinte man, es wäre alles in Ordnung. Später bekam ich einen Druck im Bauch, ich hatte das Gefühl, mein Kind zu verlieren. Am 05.05.1975 bekam ich abends starke Zuckungen im rechten Arm, mir wurde schwarz vor den Augen, ich wurde bewußtlos. Die Zähne waren fest zusammengebissen, Schaum stand vor dem Mund, der Körper steif wie ein Brett. Daraufhin lag ich auf der Intensivstation über 16 Stunden bewußtlos unter dem Sauerstoffzelt am Tropf. Am 11.05.1975 bekam ich auf der Entbindungsstation trotz Bettruhe und Faustan einen Blutsturz, die Geburt mußte eingeleitet werden, meine Tochter wurde ein 8-Monatskind, wog nur 1780 g, es ging ihr schlecht, Herzmassage war erforderlich, dann lag sie im Inkubator und bekam eine Lungenentzündung. Danach blieb sie auf der Frühgeborenenstation bis sie ein Gewicht von 9 Pfund hatte. Als meine Tochter entlassen wurde, konnte ich sie kaum allein versorgen. Mein Mann und mein Sohn mußten helfen. Mein Tochter war nicht krippenfähig. 1976 hatte meine Tochter kurz hintereinander 2 Krampfanfälle mit Bewußtlosigkeit. Eine genaue Diagnose wurde nicht gestellt. Sie lag beide Male im Kinderkrankenhaus Lindenhof. Man sagte nur: "Sie wird ihr ganzes Leben ein Krampfkind bleiben!" Zum Glück ist die Voraussage so nicht eingetroffen. Seit dem ersten Lebensjahr leidet sie an einem endogenen Ekzem. 1976 bekam ich einen Anfall in der Straßenbahn. Er dauerte lange. Ich konnte nicht aussteigen und fuhr bis zur Endstation. Die Betriebsfeuerwehr brachte mich in die Charite. Als mich Dr. Fehlinger damals sah, sagte er gleich: Tetanie. Das EMG bestätigte seine Vermutung. Trotz der Medikamente dauerte es lange bis ich mich erholte. Dr. Fehlinger gab mir ein Informationsblatt zur Tetanie an die Hausärztin mit. Auch nach Wochen hatte sie aber keine Zeit, diese zu lesen. Danach hatte ich einen Anfall in ihrem Wartezimmer. Sie sagte: "Das ist psychisch bedingt und der Blutdruck sei zu hoch." Obwohl ich ihr sagte, daß es mir oft so geht, aber meine Tochter mich doch braucht, antwortete sie, daß sie mich nicht ständig wegen meiner Tochter krankschreiben könne. Einmal hatte ich früh an der Haltestelle wieder einen Anfall, ich schaffte es nur noch mich zu setzen, aber der Kinderwagen rollte weg, die Tochter beugte sich hinaus, aber ich war hilflos und konnte mich nicht bewegen und nicht um Hilfe schreien. Andere mußten mir helfen. Diese Erlebnisse wiederholten sich oft. 1977 ging ich wieder zu Dr. Fehlinger, später zu Dr. Fauk. Trotz der Medikamente ging es mir oft schlecht. Unterwegs bekam ich immer wieder Anfälle. Vorübergehende Leute sagten nur: "Die Olle ist bestimmt besoffen." Wenn es mich im Wartezimmer erwischte, spritzte Dr. Fehlinger Faustan. 1978 kam ich zur Kur nach Belzig. Dort erholte ich mich gut bis auf den Druck und Schmerz in der linken Halsseite. Mein Hausärztin befand aber, daß die Schilddrüse in Ordnung sei. Dennoch wurden der Druck, Schmerz und die Luftnot schlimmer. Ich kam nicht mehr die Treppen hoch. Später stellte sich ein Knoten in der Schilddrüse heraus und ich wurde operiert. Mein Anfälle besserten sich nicht. Später kamen zu den Anfällen Angstzustände, starke Depressionen, Doppeltsehen, "weiße Pünktchen sehen" hinzu. Der Augenarzt verspottete mich, obwohl ich in seinem Wartezimmer 2 Anfälle hatte: "Das ist die Patientin mit dem weiße Pünktchen sehen..." 1980 wurde ich in der Charite aufgrund meiner Depressionen und Selbstmordgedanken stationär behandelt. Ich konnte es nicht mehr ertragen, immer irgendwo verkrampft herumzuliegen. Später blieben die Freundinnen meiner Tochter weg und ich traute mich nicht mehr aus dem Haus. Am 01.05.1983 wurde ich berentet. Ich erholte mich ein wenig, hatte die Atmung beim Anfall besser im Griff, und nahm bei den ersten Anzeichen eines Anfalls Diasporal Lutschtabletten oder Faustan. Ein paar Monate arbeitete ich wieder verkürzt. Anfang 1984 bekam ich Durchfälle und magerte ab. Ich lag 3 Wochen stationär. Es wurde keine Ursache gefunden. Ich war danach regelmäßig in der Charite in Behandlung. Mit anderen Medikamenten ging es mir nicht gut, aber besser. 1989 ging es mir wieder schlechter, ich hatte erneut starke Depressionen, Angstzustände, Schlaflosigkeit. Ich wurde stationär behandelt und auf Amitriptylin eingestellt, was ich nach 2-3 Jahren selbst allmählich absetzte. 1996 wurde ich ein zweites Mal an der Schilddrüse operiert. Auch heute bin ich nicht beschwerdefrei. Ich habe es bei regelmäßiger Einnahme der Medikamente gelernt, mit meiner Krankheit zu leben. Ich vermeide ungesunden Streß nach Möglichkeit. Wenn ich traurig bin, kaufe ich mir Blumen und erfreue mich daran. Mit Verdauungsproblemen kämpfe ich immer noch. Auch Ein- und Durchschlafstörungen habe ich, deshalb halte ich Mittagsschlaf. Momentan habe ich Probleme mit der Wirbelsäule und bin in Behandlung. Der Luftmangel macht mir auch noch zu schaffen. Ich leide ständig unter Schweißausbrüchen. Anfälle habe ich jetzt seltener, Verkrampfungen öfter. Wenn ich Anzeichen für einen Anfall bemerke, kann ich ihn durch Einnehmen von großen Mengen Mg-Diasporal und Faustan sowie Hinlegen verhindern. Ansonsten muß ich meine Medikamente regelmäßig einnehmen und darf die Magnesiummenge nicht herabsetzen. Wenn ich zu wenig Mg einnehme, habe ich besonders nachts Wadenkrämpfe, und die Arme und Hände schlafen ein. Wenn es doch einmal zum Anfall kommt, ist der ganze Körper verkrampft, ich bekomme schlecht Luft und kann nicht sprechen, habe großen Durst, trockenen Mund und trockene Lippen. Nun noch ein Erlebnis von meiner jetzigen Hausärztin, die mich eigentlich gut betreut. Als ich wieder einen Anfall in ihrem Wartezimmer hatte und nach Hause gehen wollte, meine Medikamente zu holen, legte mich die Schwester in einen separaten Raum. Als ich ihr sagte, daß mir eine Faustanspritze helfen würde, erhielt ich diese. Beim nächsten Mal nahm ich zu meiner Hausärztin unsere Selbsthilfe-Fibel von Prof. Fehlinger mit. Sie bedankte sich dafür und wollte sie auch der Kollegin zeigen, die auch immer sagt, daß sie von der Tetanie keine Ahnung hat und mir dabei nicht helfen kann. Die Mitgliedschaft in der Selbsthilfeorganisation Mineralimbalancen hat mir sehr geholfen, schon weil es Menschen mit gleichen oder ähnlichen Beschwerden sind. Denn wenn einem kein Arzt glaubt und alles immer abtut, wird man schließlich auch psychisch krank. Es wäre mein größter Wunsch, daß jeder Arzt eine Tetanie diagnostizieren könnte und den Patienten zum Spezialisten überweisen würde. Es wäre auch wichtig, daß der Hausarzt nach Rücksprache mit dem Facharzt die erforderlichen Medikamente verschreiben würde. Mein Sohn hat z.B. in Hellersdorf eine entsprechende Hausärztin gefunden. Heute würde ich auch immer andere Mitmenschen bestärken, bei bestimmten Symptomen an einen Magnesiummangel zu denken. Ich habe auch denjenigen, die an möglichen Zeichen eines Magnesiummangels leiden, geraten, sich an einen entsprechenden Arzt oder an unsere Selbsthilfeorganisation zu wenden, aber bisher leider ohne Erfolg. W. L., Februar 2000 |